Das lief mir unlängst über den Weg. Da wurde doch die Frage gestellt, wie man “Kultur” in einem Unternehmen “hinbekommt”, bzw. bestimmen kann (vermutlich nur rhetorisch). Am Ende kam dann (zufällig?) raus, dass die HR-Abteilung dafür Verantwortlich sein solle. Autsch.
Herrschaftsgruppen und die Line, die sich nach Vorgaben der Herrschaftsgruppe zu Verhalten und zu Leben hat. Das ist Wahnsinn. Das man überhaupt auf so eine Idee kommt. Wo’s herkommt ist natürlich auch klar. Da sitzen Leute am Tisch, die so weit weg von der Workforce sind, dass sie keinen blassen Schimmer haben, was abläuft. Die Folgefrage ist natürlich: Warum wird das überhaupt gemacht? Welchen Sinn und Wert hat es? Aus meiner Sicht sind derart investierte Stunden Waste und die Ergebnisse im besten Fall das selbe. Im schlimmsten Fall: stören und zerstören sie.
Nur wo kommt denn gute Kultur nun her?
Ein bekanntes Zitat lautet ja
Culture is not made up but something that evolves which is human. — Edward T. Hall
Kultur entsteht durch das Zusammenspiel von Werten und Taten (Aktionen). So spontan fällt mir dazu ein:
- Vom tagtäglichen Tun
- Vom respektvollen Interagieren
- Vom fairen, ehrlichen, transparenten Umgang miteinander
- Vom zu seinem Wort stehen
Muss man sowas an die Wand schreiben oder ein 20-seitiges Handbuch dafür verfassen? Das am besten noch jeder verbindlich unterschreiben soll?
Natürlich kann man gewisse Dinge festhalten – ein paar Informationen – was so generelle Rahmenbedingungen in einem Unternehmen sind. Zum Beispiel sowas wie:
- es wird “geduzt” / “gesiezt”
- es gibt einen / keinen Dresscode
- Kernzeiten sind von XX Uhr - XX Uhr
- usw.
Die sind idealerweise einfach, verständlich (Warum ist das so?) und kurz zu halten.
Je mehr (zentral) vorgegeben wird, desto kritischer wird die ganze Nummer. Desto mehr wird sich das negativ auf kreative, selbstorganisierte, mündige Mitarbeiter und Teams auswirken.
Ein immer wieder auftretendes, absolut negatives und desaströses Verhalten ist, Regeln nur für die Line anzuwenden und die Herrschaft tut und lässt, was und wie sie möchte. Am besten noch eine Kontrollinstanz einsetzen, deren Kontrollen nur nach “unten” hin stattfinden.
Zusammengefasst: minimalste, sinnvolle Rahmenbedingungen festlegen, die für alle gelten. Wenn hier schon mit permanenten Ausnahmen auf Personenebene agiert werden muss, ist was schief gelaufen und muss dringend angepasst werden.
Genauere, Kleinteiligere Regeln oder Vorgaben können auf Teamebene etabliert werden. Von den Teams selbst.
Weshalb schreibe ich die ganze Zeit Regel, Rahmenbedingung und Vorgabe und nicht Kultur? Weil eine Kultur ganz eng mit eben diesen verknüpft ist. Das muss jedem bewusst sein, der in diesem Feld herumhantiert.